Isabelle Doyen
Image of Isabelle Doyen

Isabelle Doyen: Meisterin grüner Florale und poetischer Parfümerie

Von tahitianischen Gärten zur Pariser Parfümerie

Isabelle Doyens Weg in die Parfümerie begann mit Kindheitserinnerungen an exotische Blüten auf Tahiti, wo die Arbeit ihres Vaters, eines Wissenschaftlers, sie den berauschenden Düften von Tiaré, Ylang Ylang und Frangipani aussetzte. Dieses frühe Eintauchen in tropische Düfte sollte später ihren unverwechselbaren Ansatz zur Duftkreation beeinflussen.
Ihr formeller Einstieg in die Parfümerie erfolgte durch eine zufällige Begegnung bei einem Abendessen, wo ein Mitarbeiter von Guerlain sie mit der ISIPCA in Versailles bekannt machte. Nach ihrem Abschluss im Jahr 1982 begann Doyen eine unabhängige Karriere, die sie als eine der angesehensten Parfümeurinnen Frankreichs etablieren sollte. Ihre erste olfaktorische Offenbarung hatte sie mit 15 Jahren mit Balmain's Vent Vert, dessen markante Galbanum-Note zu einem Signature-Element in ihren eigenen Kreationen werden sollte.
Doyens künstlerische Vision konzentriert sich auf die Kreation von Düften, die als universelle Sprache dienen - tief persönlich und doch breit zugänglich. Sie beschreibt ihre Kompositionen als fähig, zu "verwirren und zu faszinieren, ohne jemals überwältigend zu werden". Diese Philosophie manifestiert sich in ihrem transparenten, ätherischen Stil, der neoklassische Strukturen mit kühnen, unkonventionellen Inhaltsstoffen paart.
Ihr kreativer Prozess schöpft Inspiration aus der Literatur, insbesondere aus den Werken von Jorge Luis Borges und Rimbaud, sowie aus persönlichen Erinnerungen und kulturellen Erfahrungen. Sie betrachtet jeden Duft als einen greifbar gemachten Traum und trägt ein kleines Notizbuch bei sich, um flüchtige Inspirationen und botanische Entdeckungen festzuhalten.

Ikonische Kollaborationen und wegweisende Kreationen

Doyens bedeutendste Partnerschaft begann 1985 mit Annick Goutal, was zu einer produktiven Zusammenarbeit führte, die beliebte Klassiker wie Eau d'Hadrien und Petite Chérie hervorbrachte. Nach Goutals Tod im Jahr 1999 arbeitete Doyen weiterhin mit der Marke zusammen, an der Seite von Camille Goutal, und bewahrte so den Ruf des Hauses für raffinierte, emotional berührende Düfte.
Ihre experimentelle Seite entfaltet sich durch Les Nez, wo sie avantgardistische olfaktorische Territorien erkundet, und ihre Zusammenarbeit mit Naomi Goodsir resultierte in dem preisgekrönten Nuit de Bakélite. Dieser wegweisende Duft zeigt Doyens Meisterschaft im Umgang mit unkonventionellen Materialien, indem er Tuberose in etwas Rohes und fast Industrielles verwandelt, unterstützt von bitteren Galbanum- und rauchigen Leder-Noten.
Der Duft erntete kritischen Beifall und gewann den Preis 'Best Niche & Independent Brand Fragrance 2018' von The Fragrance Foundation France. Seine einzigartige Interpretation der Tuberose - die sich auf den Stiel statt auf die Blüte konzentriert - veranschaulicht Doyens Fähigkeit, Schönheit an unerwarteten Orten zu finden.
Über die Kreation hinaus gestaltet Doyen die Zukunft der Parfümerie durch ihre Lehrtätigkeit an der ISIPCA, wo sie namhafte Parfümeure wie Francis Kurkdjian und Mathilde Laurent ausgebildet hat. Ihr Rat an angehende Parfümeure betont Bescheidenheit, Neugier und die Wichtigkeit, 'Schwämme' für alle Formen von Schönheit und Literatur zu sein.
Heute setzt Doyen ihre facettenreiche Karriere fort, kreiert für Goutal Paris, entwickelt ihre natürliche Duftlinie Voyages Imaginaires mit Camille Goutal und fördert die nächste Generation von Parfümeuren durch Bildung.

Parfums von Isabelle Doyen